KTEP im Katastrophengebiet des Taifuns
Unser Volunteer Patrick Saiger war gemeinsam mit einem Teil des KTEP Teams in Tacloban, das besonders schwer vom Taifun betroffen ist.
Dank zahlreicher Spenden, konnte die Truppe am 05. Februar nochmals nach Tacloban fahren um Hilfe zu leisten, ist also derzeit vor Ort. Im Folgenden ist ein Bericht von Patricks Erfahrungen im Dezember.
Liebe Sponsoren,
Mein Name ist Patrick Saiger. Ich arbeite zur Zeit als Volunteer auf den Philippinen im KTEP Projekt. Zusammen mit sieben Philippinos des KTEP Projektes und der Toriler JIL (Jesus is Lord Church) reiste ich am 20.12.2013 nach Tacloban. Ich möchte ihnen einiges über die Fahrt, die Zustände in Tacloban und was mit ihrem gespendeten Geld passiert ist, berichten.
Die Jesus is Lord Church ist eine evangelische Kirche, die es vor allem auf den Philippinen gibt, aber auch weltweit organisiert ist. Einige unserer KTEP Mitarbeiter gehen in diese Kirche und so hat es sich angeboten, die Fahrt zusammen zu bestreiten. Unter anderem hat uns der Pastor der Toriler JIL begleitet.
Es war besonders wichtig einen Kontakt in Tacloban zu haben, um dort auch gezielt dort zu helfen, wo es am dringendsten benötigt wird. Diese Informationen haben nur die Menschen, die auch dort leben. Der Kontakt konnte durch die JIL aufgebaut werden. Die örtlichen JIL Mitglieder haben uns unter anderem noch mit zwei Autos unterstützt, um die Lebensmittel transportieren zu können.
Am 21.12.2013 kamen wir Mittags im Krisengebiet an. Ich schlief davor. Als ich aufgewacht bin, sah ich sofort, dass wir angekommen sind. Das Landschaftsbild ist schlagartig ein ganz anderes. Grün musste durchgängig braun weichen. Ein großer Teil der Palmen sind abgeknickt oder umgestürzt. Hütten stehen eigentlich keine mehr. Wieder aufgebaut konnten die Wenigsten, da die Menschen kein Geld dafür haben. Aus diesem Grund wurden einfach Blechteile irgendwie aneinander gestellt, damit ein Hohlraum entsteht. Häuser haben den Taifun zwar bei weitem besser überstanden, es sind aber trotzdem sehr viele davon zerstört worden. Man sieht eigentlich an jedem Haus Schäden. Besonders betroffen sind die Dächer. Entweder fehlt das Dach ganz oder ist kaputt oder sieht komplett neu gemacht aus (nach dem Taifun). Durch die vielen zerstörten Gebäude, liegt überall Metall und anderer Müll herum. Gerade durch den Müll, den keiner aufräumt, entsteht natürlich ein sehr unangenehmer Geruch. Zum Teil liegen darin auch noch Leichenteile, wie man mir erzählt hat.
Um 15.00Uhr kamen wir in Tacloban an. Wir trafen uns dort mit dem Pastor der JIL Tacloban City. Als Erstes kauften wir Reis und andere Lebensmittel, wie Sojasauce und Kaffee ein. Da es schon bald dunkel wurde (auf den Philippinen geht die Sonne um 17:30hr unter), fuhren wir dann in unser Nachtlager. Wir übernachteten in dem Haus des Pastors, das glücklicherweise von größeren Schäden verschont blieb.
Am nächsten Morgen kauften wir den restlichen Reis ein. Insgesamt konnten wir von den 1650Euro für Reis vorgesehenem Geld 2940 Kilo Reis einkaufen. Das macht pro 50kg Sack Reis 1700 Pesos (ca. 30Euro).
Danach haben wir die restlichen Lebensmittel und anderen Hilfsgüter wie Shampoo, usw. gekauft.
Im Folgenden haben wir Pakete erstellt, die wir in Tüten gepackt haben. Eine Tüte ist für eine Familie.
Ein Tüte bestand aus:
• 10kg Reis
• 1 Tüte Soja Sauce
• 1 Pack Kekse
• 1kg Zucker
• 1 Pack Instant Kaffee
• Eine Zahnpastatube
• 4 Kerzen
• 1 Pack Waschmittel
• 1 Pack Seife
• 10 Pack Dosenfleisch/fisch, Instantnudeln
Eine Tüte kostet 650 Pesos, dass sind umgerechnet zwischen 10 und 11 Euro.
Eine Familie besteht aus Durchschnittlich 8 bis 10 Mitgliedern. Insgesamt haben wir 290 Pakete verteilt. Also konnten wir zwischen 2300 und 2900 Menschen helfen!!!
Am Abend haben wir dann die Tüten verteilt. Dazu sind wir etwas außerhalb gefahren, da vor allem dort die Schäden und das damit
verbundene Elend am größten ist.
Auf dem Weg dorthin, sind wir auch an einem Schiff vorbeigekommen, das mitten im Land gestrandet ist.
Wenn man das sieht, wird einem erst recht bewusst, was für Gewalten während des Taifuns herrschten.
Dann kam die Verteilung. Es ist eigentlich nicht möglich, dass dort erlebte in Worte wiederzugeben. Leider ist es uns auch nicht gelungen, gute Bilder zu machen. Es ging alles viel zu schnell und dunkel war es auch schon. Es war unglaublich wie schnell sich die Nachricht, dass es etwas zu Essen gibt, verbreitet hat. Innerhalb von Sekunden stürmten Hunderte von Menschen heran. Die Verteilung lief dementsprechend ungeordnet ab. Zuerst konnten wir noch eine Schlange bilden und im nächsten Augenblick waren wir schon komplett umzingelt. Die Menschen waren extrem besessen von dem Gedanken, an Essen zu kommen. Die Verzweiflung war offensichtlich. Die Pakete wurden uns direkt aus den Armen gerissen. Die Personen die schon eine Tüte hatten, taten sich sehr schwer damit aus dem Tumult heraus zu kommen. Eine Frau mussten wir in unseren Transporter ziehen, da sie fast von der Menge zerdrückt wurde. Es ist sehr schwer, die Emotionen in einem solchen Moment zu beschreiben. In einer gewissen Weise, kommt es einem total Absurd vor, dass sich Menschen so auf einfachen Reis stürzen. Nicht, dass man es nicht verstehen kann, aber es ist eine Situation, die man in Deutschland nie finden würde.
Was auch wirklich schlimm anzusehen war, wie Manche aus Verzweiflung anderen die Pakete aus den Händen gerissen haben. Bei so viel Not, ist keiner mehr solidarisch. Man schaut nur noch auf sich selbst und seine Familie. Leider wurden auch zwei meiner Kollegen leicht verletzt.
Für die Menschen, war es ein besonderes Glück, dass wir Lebensmittel verteilt haben. Ein großes Problem ist, dass die Spendensummen sehr abgenommen haben. In den ersten Wochen wurde extrem viel gespendet, doch das lässt langsam nach. Doch die Menschen brauchen immer noch Essen.
Für die Meisten hat sich nicht viel geändert. Man kann zwar inzwischen regulär einkaufen. Genügend Lebensmittel sind also vorhanden. Jedoch haben sehr viele schlichtweg kein Geld sich die Lebensmittel zu kaufen. Die Wirtschaft ist am Boden, sehr viele haben ihre Jobs verloren. In der Gegend in der wir verteilt haben, hat man besonders bemerkt, dass die Spendensummen abnehmen. Die letzte Essensverteilung war dort zwei Wochen vor uns.
Und die normalen Verteilungen sind immer nur 2 bis 3 Kilo.
Am nächsten Tag haben wir uns einem anderen sehr großen Problem angenommen. Wie ich es schon oben geschrieben habe, sind so gut wie alle Hütten zerstört worden. Aus diesem Grund haben wir Holz und Wellblech gekauft, damit die Familien sich Hütten bauen können.
Das Geld reichte für sechs Familien. Die Menschen waren sehr froh über diese Hilfe. Man kann sich kaum vorstellen, wie manche zur Zeit dort hausen (man kann es nicht anders nennen) müssen.
Das ist eine Hütte wie viele in Tacloban aussehen. In dieser Hütte lebt eine 10-köpfige Familie. Sie ist eine der Familien deren wir ein neues Zuhause bieten konnten.
Ich möchte mich hiermit von tiefsten Herzen für ihre Spenden bedanken.
Ich konnte mit eigenen Augen die Not sehen und ihnen versichern, dass das Geld mehr als gebraucht wurde.
Mit freundlichen Gruessen
Patrick Saiger